Studien zur Pille liefern überraschende Zahlen

In Deutschland existieren bislang eher wenige Studien, die aussagekräftige Zahlen zum Thema Pille und zum Absetzen des hormonellen Kontrazeptivums liefern.

In den USA wurden hingegen schon einige Studien genau zu dieser Thematik durchgeführt, welche verblüffende Ergebnisse mit sich gebracht haben.

In einer dieser amerikanischen Studien wurden beispielsweise 1716 Frauen unter 25 Jahren einmal 3 und einmal 6 Monate nach dem Beginn der Einnahme befragt. Von diesen Frauen entschieden sich fast 60 %, die Pille innerhalb des ersten halben Jahres wieder abzusetzen. Die meisten von ihnen klagten dabei über Nebenwirkungen, mit welchen sie sich nicht im Alltag belasten wollten.1

Inhaltsangabe

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Zahlen und Fakten zum Thema „ Pille absetzen – Was geschieht danach?“

Eine der wenigen, in Deutschland durchgeführten Studien, wurde vom Forschungsprojekts NFP (Natürliche Familienplanung) abgehalten und ausgewertet. Aus der Studie konnten verschiedene Erkenntnisse bezüglich der Pilleneinnahme und auch bezüglich des Absetzens der Pille gewonnen werden. Die Zahlen zeigen zusammengefasst folgende Ergebnisse:

  • von 175 befragten Frauen litten 49 % an mehr oder weniger starken Zyklusstörungen innerhalb der ersten Zyklen
  • bis zum 9. Zyklus war der Zyklus der befragten Frauen durchschnittlich länger als bei Frauen, die noch nie zur Pille gegriffen haben
  • 10 % der Frauen hatten im ersten Zyklus keinen Eisprung und somit einen anovulatorischen Zyklus.
  • 6 % der Teilnehmerinnen hatten eine Zeitlang keine Periode. Das spielte sich jedoch in fast allen Fällen von allein wieder ein.
  • 75 % der Frauen, die nach dem Pille absetzen mit Methoden der Natürlichen Familienplanung begannen, beschrieben die Umstellung als problemlos2

Zahlen und Fakten über Sicherheit der Pille

Um die Sicherheit einer Verhütungsmethode zu beurteilen, lohnt es sich, zwei wichtige Werte anzuschauen: den Pearl-Index, auch als Methodensicherheit bekannt, und die Gebrauchssicherheit. Vielleicht sind Ihnen diese Begriffe schon einmal über den Weg gelaufen. Auf Englisch spricht man häufig von „typical use“ für die Gebrauchssicherheit und „perfect use“ für die Methodensicherheit.

  • Methodensicherheit (Pearl- Index oder „perfect use“)

    Der Pearl-Index für die Pille liegt bei etwa 0,3. Das bedeutet, dass von 100 Frauen, die die Pille ein Jahr lang perfekt anwenden, nur 0,3 Frauen schwanger werden. Diese hohe Sicherheit wird durch die zuverlässige Unterdrückung des Eisprungs erreicht, da die Pille den hormonellen Kreislauf stark beeinflusst

  • Gebrauchssicherheit („typical use“)

    Im Alltag, also bei typischer Anwendung, sieht die Rate etwas anders aus. Hier steigt die Versagerrate auf 2-8 Schwangerschaften pro 100 Frauenjahre. Dies zeigt, dass die tatsächliche Sicherheit der Pille im täglichen Gebrauch geringer ist. Hauptursachen für diese Differenz sind Anwendungsfehler wie das Vergessen der Einnahme oder das Nichtmitnehmen zur Übernachtung. Seltener können auch gesundheitliche Probleme wie Erbrechen oder Durchfall die Wirksamkeit der Pille beeinträchtigen​.

Der Verhütungstrend geht weg von der Pille

Seit sich der Trend weg vom oralen Kontrazeptivum entwickelt hat, hört man oft den Begriff „Hormonphobie“ – auch von Ärzten. Aber die Ablehnung der Pille einfach als „Hormonphobie“ abzutun, geht an der Realität vorbei. Es gibt gute Gründe für die Skepsis gegenüber der Pille. Zudem ist dieses Phänomen inzwischen so weit verbreitet, dass es wirklich viele Menschen und nicht nur einzelne betrifft.

Der Aussage „Verhütung mit der Pille oder Hormonen in anderer Form hat negative Auswirkungen auf Körper und Seele“ stimmten 2023 fast zwei Drittel (61 %) der Befragten zu. Zum Vergleich: 2018 war es noch knapp die Hälfte (48 %) [3].

Das Ernstnehmen dieser Bedenken ist essenziell und sollte Gynäkologen und Gynäkologinnen dazu anregen, eine differenzierte und einfühlsame Verhütungsberatung anzubieten. Eine Entscheidung für das Kondom sollte dabei keinesfalls abgewertet werden. Vielmehr sollte umfassend aufgeklärt werden, um Anwendungsfehler zu minimieren und die bestmögliche Sicherheit zu gewährleisten.

Warum sich dieser Trend entwickelt hat und immer mehr Frauen die Pille absetzen wollen, bleibt spekulativ. Viele Anwenderinnen berichten von Stimmungsschwankungen oder Veränderungen der Libido. Diese subjektiven Nebenwirkungen können sicherlich einen Einfluss auf die Verhütungswahl haben. Nicht zu vergessen sind die nachgewiesenen Nebenwirkungen wie ein erhöhtes Risiko für Thrombose, Schlaganfälle, Herzinfarkte und bestimmte Krebserkrankungen. Eine umfassendere Aufklärung und ein stärkeres Bewusstsein für diese Nebenwirkungen bei den Patientinnen könnten ebenfalls zum Rückgang der Pille beitragen. Zudem haben sich hormonfreie Verhütungsmethoden weiterentwickelt und bieten attraktive Alternativen. So muss zum Beispiel an ein Kupfer IUD nach dem Einsetzen nicht mehr weiter gedachte werden wobei die Sicherheit der Methode die Pille übertrifft. Mehr zu Kupfer IUDs findest Du in diesem Beitrag.

Hier erfährst Du mehr über alternative und hormonfreie Verhütungsmethoden!

1 Oral Contraceptive Discontinuation: Do Side Effects matter? 1.Apr.2008, Carolyn L. Westhoff et al

2 Raith-Paula et al., Natürliche Familienplanung heute, 4. Aufl. 2008, 60-64.

3 Prof. Dr. med. Michael Ludwig, Hormonelle Kontrazeption, 2009.

4 Vgl. Langbein, Kurt/ Martin, Hans-Peter/ Weiss, Hans: Bittere Pillen. Nutzen und Risiken der Arzneimittel. Ein kritischer Ratgeber. Köln 2014, S. 849.